Wir sind die Flieger vom Sultmer Berg. Im Folgenden wollen wir uns kurz vorstellen. Wir sind eine bunt gemischte Truppe zwischen 13 und 60+ Jahren. Zusammen organisieren wir den Flugbetrieb im Sommer, hauchen dem Verein Leben ein, holen die Außengelandeten wieder zurück zum Platz, verreisen ins Fliegerlager und warten/reparieren die Segelflieger im Winter. Kurz gesagt alle müssen mit anpacken, wenn irgendwas passieren soll, vielleicht findet sich hier der Grundstein für die viel beschworene Fliegerkameradschaft. Diese steht bei uns im Mittelpunkt.

Doch was ist Segelflug?

Segelfliegen früher und heute

Segelfliegen begann in Deutschland bereits vor dem 2. Weltkrieg. Als nach dem Krieg der Motorflug in Deutschland verboten wurde, besannen sich die Flugpioniere der damaligen Zeit auf den motorlosen Flug – den Segelflug. Gestartet sind die Flugpioniere mit einem Gummiseil von einem Berg aus – Seilwinde und Motorschlepp waren unbekannt. Die Segelflugzeuge sahen eher noch nach „fliegenden Kisten“ als nach Sportgeräten aus. Diese Zeiten sind jedoch schon lange vorbei. Anfang der 70er Jahre fertigte man die ersten Segelflugzeuge aus Kunststoff. Die Leistungen werden bis heute immer weiter gesteigert.

Prinzip des Segelflugs

Die Piloten können natürlich nicht immer nur gleiten, sondern müssen zwischendurch auch wieder an Höhe gewinnen. Dies geschieht beim sog. „Kurbeln“: Der Segelflieger kreist so lange in einem Aufwind, bis er wieder genügend Höhe hat, um weiterzufliegen. Aufwinde sind vertikale Winde, die durch aufsteigende Luft (Thermik) entstehenden. Sie erreichen durchschnittliche Geschwindigkeiten von 2 – 3 m/s – manchmal auch mehr. Segelflieger können Geschwindigkeiten von bis zu 270 km/h während des Flugs erreichen. Allerdings sinkt dann die Gleitzahl aufgrund des höheren Widerstandes – das Segelflugzeug verliert rasch an Höhe. Üblicherweise werden bei einem Überlandflug Gleit-Geschwindigkeiten zwischen 100 km/h und 170 km/h geflogen.

“High-tech Renner am Himmel”

Ein weiteres wichtiges Stichwort im Segelflug ist die Gleitzahl. Sie gibt an, wie weit ein Segelflugzeug gleiten kann. Heute werden Gleitzahlen über 60 erreicht (60 bedeutet, dass ein Segelflugzeug aus 1000 m Höhe über Grund 60 km weit gleiten kann). Diese Gleitzahlen sind allerdings der offenen Klasse (mit Spannweiten bis zu 28 m) vorbehalten. Die 15m-Segler der Renn- und Standardklasse erreichen eine Gleitzahl von ca. 42.

Es ist ja doch irgendwie erstaunlich, dass sich ein Segelflugzeug, mit einem Gewicht von teilweise über einer halben Tonne, stundenlang in der Luft halten und ohne zusätzlichen Antrieb Strecken von mehreren hundert Kilometern zurücklegen kann. Flugstrecken von über 1000 km sind übrigens auch keine Seltenheit mehr.

Aufwind

Aber wie kommen nun Strecken von über 1000 km zustande? Ganz einfach, indem man natürliche Aufwinde nutzt. Bei einem Eigensinken des Segelflugzeuges von ca. 0,5 m pro Sekunde würde ein Aufwind von 2 m/s, und das ist keine Seltenheit, das Flugzeug innerhalb von 10 min auf eine Höhe von 900 m tragen. Die so gewonnene Höhe kann man dann wieder abgleiten, um den nächsten Aufwind zu suchen. Bekannte Aufwindformen sind der Hangaufwind, die Thermik und die Welle.

Wie steuert man so ein Segelflugzeug?

Gesteuert wird ein Flugzeug mit den Rudern (SeitenruderQuerruder und Höhenruder), die eine Auftriebsveränderungen an den Tragflächen, am Seitenleitwerk und am Höhenleitwerk bewirken. Dadurch ist es dem Piloten möglich, das Segelflugzeug um alle drei Achsen im Raum drehen zu können. Darüber hinaus gibt es noch Landehilfen, wie z.B. Bremsklappen oder den Bremsfallschirm und Wölbklappen, die das Profil der Tragflächen für den jeweiligen Flugzustand optimieren.

Die Instrumente

Zur Standardinstrumentierung in einem Segelflugzeug gehören der Fahrtmesser, der Höhenmesser, der Kompaß und das Funkgerät. Das Variometer unterstützt den Segelflieger bei der Suche nach Thermik, indem es die Steig- oder Sinkgeschwindigkeiten anzeigt. Die Auswahl an Variometern reicht von der mechanischen Version, über die elektrische Version mit Sollfahrtgeber und Endanflugrechner bis hin zum Variometersystem mit GPS-Kopplung, welches Dank Satellitennavigation ständig Informationen über die momentane Position, die nächsten erreichbaren Flugplätze oder den Kurs, die Entfernung und die benötigte Höhe für einen Endanflug zum programmierten Ziel liefert. Im Wettberwerbssegelflug gehört auch das GPS längst zur Standardausrüstung. © T. Benscheid, RWTH Aachen

Da Segelfliegen auch ein Hochleistungssport ist, gibt es natürlich verschiedene Wettbewerbe. Ziel ist es dabei immer, bestimmte Strecken möglichst schnell zu umrunden. Geflogen werden meist 3-Ecks-Strecken. In Deutschland gibt es die Bezirks-Meisterschaften, danach die regionalen Meisterschaften (Niedersächsische, Hessische, etc.) und die Deutschen Meisterschaften. Qualifiziert sich ein Pilot auf der Deutschen Meisterschaft, dann darf er an Europa- und später sogar an Weltmeisterschaften teilnehmen. Außerhalb der Wettbewerbe gibt es im Segelfliegen auch weitere herausragende Leistungen. Bei Weltrekorden haben Piloten schon Strecken von über 2450 km an einem Stück geflogen. Der aktuelle Rekord der im Segelflug erreichten Höhe liegt bei knapp 15.000 m.